Die Handball-Mini-WM des TSV Anderten geht im Januar 2023 in die 13. Veranstaltung. Dass bei diesem Traditionsturnier nicht nur der Sport Beachtung findet, ist kein Geheimnis. Inzwischen ist das Turnier für D-Jugendmannschaften aus ganz Deutschland fester Bestandteil des deutschen Turnierkalenders, Kenner sehen eine inoffizielle Deutsche Meisterschaft im Hannoveraner Nachwuchsturnier. An einem Wochenende kommen auch Familien nicht zu kurz, die für zwei Tage in eine emotionsgeladene Welt abtauchen. Das Teilnehmerfeld der Mini-WM leitet sich von der folgenden Weltmeisterschaft der Herren ab – und wird sich in diesem Jahr in einer Nation unterscheiden.
„Wir haben intern viele Gespräche geführt, unser Vorstand und unsere Familien und Spieler haben sich am Diskurs beteiligt und gemeinsam sind wir sind letztlich zum Entschluss gekommen, nicht für den Iran antreten zu wollen“, beschreiben die beiden Trainer Caner Adanir und Michael Spiehl von der SGRW Babenhausen die Situation und führen weiter aus: „Auch wenn der Sport grundlegend erst einmal unpolitisch ist bzw. sein sollte, geht der gesellschaftspolitische Diskurs zur Lage im Iran auch an uns nicht vorüber. Hier treten gerade medial große Defizite zu Tage. Es beschäftigt uns, wie hier die Freiheit des Einzelnen massiv beschnitten wird, wie Menschen, vor allem Frauen, das Rechts auf Leben, freie Entfaltung und Gleichberechtigung verwehrt wird. Wir möchten deshalb ein Zeichen für mehr Toleranz setzen und diese Nation nicht unkommentiert vertreten.“
Die gesellschaftspolitischen Diskussionen im Lager der SGRW Babenhausen erreichten das Organisationsteam der Handball-Mini-WM 2023 sponsored by Autohaus Ahrens noch vor der Trikotbestellung. „Wir sind in einen engen Dialog gegangen mit den Verantwortlichen des Gästeteams“, beschreibt Hauptorganisator Palazzi. Auf die Teilnahme der motivierten Gäste wolle man auf keinen Fall verzichten, auch wenn der Team-Name nun ein Hingucker wird – oder gerade deswegen nicht. „Uns ist es wichtig, dass unser Traditionsturnier nicht nur hinter den Kulissen einen Austausch in den Familien zu Werten, Einstellungen und Dynamiken der Teilnehmernationen beflügelt. Wir wollen auch den öffentlichen Diskurs zu diesen Themen zulassen. Das ist Teil unserer gesellschaftlichen Aufgaben abseits der Spielfläche“, betont Mitorganisator Urs Mücke.
Welche Farbe das Team Toleranz im Januar tragen wird, steht inzwischen fest. Nach der passenden Musik suchen die Handballer noch – im Team versteht sich.